Das Karwendel ist die Gebirgsgruppe der Nördlichen Kalkalpen in Tirol und Bayern. Zwischen Sylvensteinspeicher, Mittenwald, Achensee und Innsbruck erstreckt sich die herrliche, noch wenig berührte Bergwelt. Mit 125 Zweitausendern ist das Gebirge ein Paradies für Wanderer, Bergsteiger und Kletterer. Der höchste Gipfel ist die Birkkarspitze (2749 m). Die einsamen, wilden Täler mit Blicken auf mächtige Gipfel und Felswände sind ein beliebtes Revier der sportlichen Mountainbiker. Aber auch Naturliebhaber, die inmitten der herrlichen Bergwelt nur spazieren gehen wollen, kommen im Karwendel auf ihre Kosten.
Die wunderschöne Region der Alpen habe ich schon mehrmals besucht. Eine meiner ersten sportlichen Outdoor-Aktivitäten im August 2013 führte ins Karwendel. Mit dem Mountainbike ging es von Mittenwald zum Karwendelhaus (1790 m), das sich am Fuße der Birkkarspitze befindet. Wir übernachteten in der Hütte und bestiegen am nächsten Tag den Gipfel. Das war das erste Abenteuer meiner Outdoor-Karriere.
Im Oktober 2015 unternahmen wir eine anspruchsvolle 120-km-Rennradtour vom Walchensee in die Eng. Das Almdorf liegt mitten im Karwendelgebirge und ist umgeben von gigantischen Felswänden. Diese wunderschöne Ecke ist gut mit dem Auto oder sogar mit öffentlichen Bussen von Lenggries erreichbar. Im kleinen Almdorf gibt es einige Restaurants, Cafés, Bauernläden sowie Übernachtungsmöglichkeiten in Gästezimmern. Sehr anspruchsvoll sieht das 3-Sterne-Hotel Alpengasthof Eng aus. Es bietet Übernachtungsmöglichkeiten für jeden Geldbeutel – vom preiswerten Touristenlager bis zu komfortablen Suiten. Allerdings ist das Almdorf nur zwischen Mai und Oktober geöffnet.
Meine ersten Erfahrungen mit Schneeschuhwandern habe ich ebenfalls im Karwendel gemacht. Im Januar vor einem Jahr wanderten wir von Scharnitz zur Pleisenhütte (1757 m), wo wir auch übernachteten. Zwei Monate später folgte eine abenteuerliche Schneeschuhtour auf den Zweitausender Fischbühel in Südtirol. Auf diesen Touren verliebte ich mich gleich in die weißen Berglandschaften.
Vor einem Monat verbrachte ich wieder zwei herrliche, sonnige Tage im Karwendel. Ich buchte das 3-Sterne-Hotel Gasthof zur Post in Hinterriss. Es ist das einzige Hotel in diesem winzigen Dorf in Tirol, das nur ca. 35 Einwohner hat. Das Hotel ist im Sommer bei Wanderern und Bikern und im Winter bei Langläufern sehr beliebt. Es bietet einen kleinen Wellnessbereich mit Sauna, Whirpool und Infrarotkabine, den wir allerdings nicht nutzten.
30-km-Langlaufen von Hinterriss ins Almdorf Eng
Gleich nach der Ankunft in Hinterriss ziehen wir die Langlaufskier an und starten die anspruchsvolle Tour. Mit fast 30 Kilometern wird es meine längste Langlauf-Tour sein. Die Entfernung von Hinterriss zum Almdorf beträgt nämlich ca. 15 Kilometer. Im Winter ist es die einzige Möglichkeit, die Eng zu erreichen, wenn die verschneite Mautstraße gesperrt ist.
Wir sind nicht die einzigen sportlichen Urlauber, die auf der Karwendel-Loipe unterwegs sind. Den herrlich sonnigen Samstag nutzen zahlreiche andere Langläufer, um sich sportlich inmitten der gigantischen Winterlandschaften des Karwendels zu betätigen.
Ich erkenne die Landschaften, die mir bei der Rennradtour fest in Erinnerung geblieben sind und mache viele Fotos. Wir fahren am Rissbach entlang, überqueren Brücken und legen die erste Pause direkt am Bach ein.
Die Blicke auf die verschneite Bergwelt und die riesigen Felswände sind gigantisch. Weiter geht es durch den Großen Ahornboden. Es ist ein Naturdenkmal, das seit 1972 unter besonderem Schutz steht. Die unzähligen Ahornbäume dürfen nicht gefällt werden. Wenn einer stirbt (manche sind schon fast 600 Jahre alt), wird ein neuer Baum nachgepflanzt.
Drei Stunden brauchen wir von Hinterriss zum Almdorf Eng. Aber es soll ja eine Genuss-Tour und keine sportliche Herausforderung sein. Hier geht es ganz anders als an sonnigen Sommer- und Herbstwochenenden zu. Alles ist geschlossen und neben ein paar anderen Langläufern sind wir die einzigen Urlauber in dieser faszinierenden Ecke des Tirols. Es ist erst 15 Uhr, aber das gesamte Dorf befindet sich im Schatten der Berge.
Nach einer kurzen Pause verlassen wir den schattigen Ort und fahren Richtung Hinterriss zurück. Nun geht es wesentlich schneller, weil ich die schattigen Landschaften nicht unbedingt fotografieren muss.
Schneeschuhtour auf die Fleischbank (2026 m)
Für den darauffolgenden Tag haben wir zur Abwechslung eine Schneeschuhtour auf die Fleischbank geplant. Es handelt sich um einen leichten Zweitausender (2026 m), der bei guten Wetterverhältnissen und ohne Lawinengefahr auf Schneeschuhen für erfahrene und konditionsstarke Wanderer leicht zu erreichen ist.
Gleich nach dem Frühstück starten wir vor dem Hotel. Wir versuchen möglichst lange ohne Schneeschuhe zu gehen, da der Aufstieg auf schweren Schneeschuhen ziemlich anstrengend ist. Wegen der leichten Wolkendecke strahlt die Sonne nicht so herrlich wie am Vortag, aber das macht uns nichts aus. Wir bewegen uns inmitten der einsamen, unberührten Natur und genießen die Blicke auf das Karwendelgebirge.
Nach 1,5 Stunden erreichen wir eine malerische Alm und machen die erste Rast. Eine Stunde lang gehen wir noch den Berg ohne Schneeschuhe hinauf. Danach wird der Schnee tief. Wir versinken bis zu den Knien. Nun ist es Zeit, die Schneeschuhe anzulegen.
Die ungestörten Blicke auf weiße Karwendel-Gipfel sind atemberaubend. Wir nähern uns der Fleischbank, die von einer weißen Schneedecke überzogen ist. Im Sommer ist der Gipfel ein leichtes Ziel, aber im Winter ist das Ganze ein riesiges Abenteuer. Der Aufstieg mit 1000 Metern Höhendifferenz dauert ca. 3,5 Stunden. Das ist ziemlich lange für sportliche Wanderer, aber im Winter gelten andere Aufstiegszeiten.
Ganz oben befindet sich ein schönes Gipfelkreuz. Wir lassen uns Zeit. Die Glücksmomente in dieser wunderschönen Szenerie sind unbeschreiblich.
Danach müssen wir jedoch mit dem Abstieg beginnen. Auf den Schneeschuhen gehen wir nun flott bergab. Nach zwei Stunden sind wir wieder im Tal.